Tannenberg - Grevesmühlen
Erstes Gedenken
Die Opfer der CAP ARCONA werden an die Küsten der Lübecker Bucht in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern angespült. Im Mai 1945 werden in dem kleinen mecklenburgischen Gutsdorf Groß Schwansee unmittelbar an der Ostsee in einem Dünenfeld die ersten Opfer beigesetzt. In den nächsten Jahren spült die Ostsee die Überreste von 407 Leichen an Land. Sie werden in Massengräbern bestattet. 1948 wird der Ort zu einer Gedenkstätte umgestaltet und im September unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht. Das größte der untergegangenen Schiffe, die CAP ARCONA gibt dem Gedenkort den Namen. Die Grabanlage und Gedenkstätte wird wegen der Grenzsicherung zwischen den beiden deutschen Staaten Mitte der 1950er Jahre in die Kreisstadt Grevesmühlen verlegt. Seit 2006 erinnern in Groß Schwansee eine Stele mit Gedenktafel und ein schlichtes Birkenkreuz an die 3.000 Toten, deren Grab die Ostsee ist.
Zentraler Gedenkort
Der Schweriner Bildhauer Rolf Lange beginnt 1954 mit der Umgestaltung des Grevesmühlener Tannenbergs zur zentralen Gedenkstätte des Kreises. Zuvor wird ein Gedenkstein aus der Vorkriegszeit von diesem Ort entfernt. In den folgenden Jahren werden die Gebeine in Groß Schwansee exhumiert und nach Grevesmühlen überführt. Im Jahr 1957 findet die feierliche Einweihung unter Teilnahme von Überlebenden aus aller Welt statt. Den Mittelpunkt der neu geschaffenen CAP-ARCONA-Mahn- und Gedenkstätte bildet ein großer Gesteinsblock mit einem roten Dreieck. Dieses Zeichen trugen politische Gefangene in ihrer Haftzeit im KZ an ihrer Kleidung. Die emotionale Betroffenheit des grausamen Ereignisses steht in der Geschichte des Gedenkens anfangs im Vordergrund. Später werden die alljährlichen Gedenkfeiern politisch vereinnahmt. Die Opfer des 3. Mai 1945 geraten mehr und mehr in den Hintergrund. Zum Ende der 1980er Jahre ist aus dem Gedenken an die Opfer der CAP-ARCONA-Katastrophe nur noch ein politisches Ritual geworden.
Gedenken heute
Geschichte ist der Blick in die Vergangenheit. Basierend auf Fakten analysieren und deuten wir dabei das Leben längst verstorbener Menschen in ihrer Zeit. Entsprechend vielfältig werden die Ergebnisse, die Historiker zutage fördern, bewertet. Nur wer die Vergangenheit kennt, versteht die Gegenwart und kann die Zukunft beeinflussen.Die Darstellung von Geschichte ist an diesem Ort immer wieder zur Legitimierung von aktueller Politik benutzt worden. Mag die Lesart durch konfessionelle, soziale, kulturelle oder politische Herkunft auch unterschiedlich sein - der Tod von fast 7.000 Menschen in der Lübecker Bucht war eine Katastrophe, ein Verbrechen. Es liegt in unserer Verantwortung, eine freie und wahrhaftige Erinnerung an die Opfer des Untergangs der CAP ARCONA zu bewahren und die Demokratie als Form unseres freiheitlichen Zusammenlebens zu schützen.
Weitere Informationen unter: www.bpb.de
Flyer der Stadt Grevesmühlen [Download]
Adresse:
Am Tannenberg, 23936 Grevesmühlen
Galerie
Fotos: Cap Arcona-Gedenkstätte am Tannenberg in Grevesmühlen © Fotograf Hendrik Lietmann/ Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern